nk eiland - neues kammerspiel
Autor: Anton Cechov 
Regie: Alex Novak
Ort, Besetzung: > N.N.
> 2023/24


#w5 Die Möwe

Szenischer Wettkampf zwischen alter und neuer Weltauffassung und der Versuch, - Lebensideale und Kunstideale neu zu formulieren, - dem öden Zusammenleben auf dem Land genauso wie dem städtischen Snobismus zu entfliehen und was Großes zu erschaffen, - die alten Allüren und alles künstlerische Getue hinter sich zu lassen und den Menschen in den
Mittelpunkt allen Wirkens zu stellen, - und natürlich die Liebe ...
Kostja hat sich als Regisseur und Autor und auch als Mensch und verletzbarer Liebender viel vorgenommen. Er hat die Vision, das Denken von Innen heraus zu revolutionieren, ein neues Miteinander zu erschaffen. Die angesetzte Premiere seines selbst inszenierten Theaterstückes soll ihm Anerkennung bringen und der Startschuss zu einem neuen Daseinsbegriff sein. Dieses Erstlingswerk - pathetisch unreif - versteht sich als Gegenentwurf zum etablierten Kunstverständnis seiner als Bühnenschauspielerin höchst erfolgreichen Mutter, der ja schon zuwider laufen muß, dass die Hauptrolle mit einer Laiendarstellerin, der unschuldigen naiven Nina, besetzt wurde.

Auch ihre Liebe hofft Kostja durch die erfolgreiche Umsetzung seines Werkes für sich gewinnen zu können ... wohingegen Nina allerdings wenig mit der Stückvorlage anfangen kann und ohnehin großäugig nur voller Bewunderung für den reiferen Trigorin ist, einen etablierten Schriftsteller aus dem intimen Umfeld von Kostjas Mutter.

Mit der öffentlichen Ankündigung der Premiere - stets präsent durch die am See aufgebaute Holzbühne - ist der Wettstreit zwischen diesen divergenten Weltanschauungen und emotionalen Verstrickungen eröffnet. Ein Nebeneinander oder gar ein befruchtendes Miteinander ist genauso unmöglich wie die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang der herannahenden Konfrontation.


                   Photos: nk eiland


“Sie sagen dass man über meine Stücke geweint hat... Und nicht nur sie sagen das... Aber ich habe sie nicht dazu geschrieben, Aleksejew hat sie so weinerlich gemacht... Ich wollte etwas anderes... Ich wollte den Menschen nur ehrlich sagen: ‘Seht euch an, seht, wie schlecht und langweilig ihr lebt!’ ... Das Wichtigste ist, dass die Menschen dies verstehen, und wenn sie es verstehen, werden sie sogleich ein anderes, besseres Leben für sich schaffen. ... ich werde es nicht sehen, aber ich weiß — es wird ganz anders sein, nicht so wie das Leben, dass wir haben. ... Und solange es noch nicht da ist, werde ich den Menschen immer und immer wieder sagen: ‘Begreift doch, wie schlecht und langweilig ihr lebt!’ Was gibt es denn da zu weinen?”
Tschechow 1902 zu Wladimir Tichonow

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